Presse Stefan Hentz in der "Welt" vom 26.07.2006 : Reiche Jazzernte im Hamburger Hochsommer Es muß keine dieser Vorstadtstraßen sein, an denen sich in Reih und Glied die sattelbedachten Eigenheime reihen, gleiches Alter, gleicher Putz oder Klinker, anderthalb Stock allesamt. Wiedererkennungseffekte gibt es auch auf anderen Ebenen, erfreulicher manchmal und manchmal auch sehr anheimelnd, wenn sie einen mit der eigenen Geschichte konfrontieren, mit Berührungen und Verwicklungen. In der Musik, in der wortfreien zumal, sind Wiedererkennungseffekte seit je ein beliebtes Stilmittel, das bisweilen die Einordnung erleichtern kann. Das Tonus Duo um den Kontrabassisten Felix Behrendt und den Pianisten Daniel Stickan verlängert nun mit "D" (blacklisted records/new music distribution) den Erntesommer der Hamburger Jazzszene, der mit den Veröffentlichungen von Capri di Rote, feldneun und dem Tingvall Trio so vielversprechend begonnen hat. Die beiden Klangschürfer treiben ein raffiniertes Spiel mit den Wiedererkennungseffekten und haben sich ein Programm zusammengestellt mit den Liedern der Deutschen von "Weißt du wieviel Sternlein stehen" bis zu Judith Holofernes' "Denkmal", in dem sie immer wieder die in den Baß verlegten melodischen Bögen ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Stickan, der an der Musikhochschule neben Jazzklavier auch Kirchenorgel studiert hat, hüllt sie in ein Kontinuum aus gebrochenen und Blockakkorden, das ihnen die plumpe Eindeutigkeit gründlich austreibt. Und Behrendt weitet den klanglichen Raum bis an die Grenze zum Geräuschhaften aus. So wird auch die Nationalhymne nicht umkurvt: Doch jedes patriotische oder denkmalstürmerische Pathos scheint ihr von den Schultern gerutscht. Schnell kommen da die Bedeutungsebenen ins Flimmern, schnell beginnt der Hörer, zwischen seligem Wiedererkennen und der Irritation des Fremden hin- und herzuschalten, die bekannten Melodiefetzen im neuem Klanggewand wahrzunehmen und sich von den vertrauten Weisen auf neue Weise berühren zu lassen. Ganz so wie einen auch die Autobahntrassen vom CD-Cover oder die Vorstadtstraße, mit der Stickan und Behrendt ihr Projekt-Info illustrieren, wie einen noch der altvertraute Schrecken plötzlich als eine aufregende Neuigkeit anspringen kann, eine Verheißung aus Plan und Variation, aus Vergangenheit und Veränderungsdrang. Frank Füllgrabe in der Lüneburger Landeszeitung 29.06.06 ( Auszug ) : … Es läuft nicht schlecht für den Lüneburger Pianisten Daniel Stickan und
seinen Partner am Kontrabass, Felix Behrendt. Ihre erste Produktion als "Tonus-Duo", in dieser Woche erschienen, findet bundesweit Beachtung.… Dabei zielt die Musik kaum auf ein großes Publikum.
Wer hätte das gedacht? Die Fußball-WM 2006 ist als Sommer des deutschen Partypatriotismus in unsere notorisch missgelaunte Geschichte eingegangen.Bereits zwei Monate vor dem großen Fahnenraushängen und Fanmeilenjubilieren taten sich in Hamburg der Pianist Daniel Stickan und der Bassist Felix Behrendt zusammen, um Stücke aufzunehmen, die ganz demütig von einem neuen deutschen Selbstbewusstsein künden. Ihr Ansatz: "Als Land der Dichter und Denker kann Deutschland auf einen reichen Schatz an vertonten Texten blicken."
|